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Der Ompert gestern ,  Erinnerungen 
von Hans-Peter Hommes

     

 

 

 

 

 

 

 

 

 



 

 

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 Omperter

Erinnerungen

Die 50er + 60er Jahre

 

 

- 1 -
Omperter
Erinnerungen 
Kuleopa, Sandgrube, Bier

 
- 2  -
Omperter Erinnerungen 
 Hein, Milch, Bulldog

 

- 3 -
Omperter
Erinnerungen 
 Nach- Kriegszeit, Bombe

 

-4-
 Als Kriegsflüchtling  Erinnerungen

aus Klenz ins Ompert 

-5-
  Die Eisenbahn im Ummer Erinnerungen

 

   



Das Ompert 2020

mit etwas Heimatkunde

   
         
 

Die Erinnerung bringt mir zurück,
was ich längst verloren geglaubt.
Ich schwelge in meinen Erinnerungen,
träume mich zurück in schöne Zeiten,
finde viele abhanden gekommene Kostbarkeiten.

Und die schlechten Zeiten?
Da habe ich tatsächlich Erinnerungslücken.

                                                                              von Annegret Kronenberg
                        

 Hein

 

Alle Bauern im Ompert hatten in den 50er und 60er Jahren des letzten Jahrhunderts noch Kühe und die Milch wurde von der Viersener Molkerei am Gereonsplatz aufgekauft.

Wir kauften unsere Milch direkt bei unserem Nachbarn Karsch, obwohl das verboten war. Denn die Milch sollte immer erst in die Molkerei, um dort keimfrei gemacht zu werden.
Aber damals störte sich keiner so richtig daran, dass frische Milch ein Krankheitsüberträger sein kann.

Bevor ich eingeschult wurde, war ich ein staksiges mageres Kerlchen, wie meine Eltern meinten, und begannen, mich etwas aufzufüttern.

Da ich jeden Abend mit meiner Henkelkanne zu Tante Christina ging, um einen Liter Milch für die Familie zu holen, wurde ich dazu verdonnert, einen Viertelliter kuhwarme Milch dort zu trinken, um etwas Fett auf die Rippen zu bekommen.

Ich kann bestätigen, dass diese Mastkur fürs ganze Leben hilft.
 

Erst nachdem ich die große Tasse bis auf den Grund widerwillig leergeschlürft hatte, bekam ich die Milch in meine Henkelkanne gefüllt und durfte nach Hause.
So eine Henkelkanne war aber auch ein feines Spielzeug. Wenn die Milch drin war, konnte ich sie waagerecht rundschleudern, ohne dass Milch herauslief. Das war noch einfach. Sie aber senkrecht zu schleudern bedurfte schon etwas Übung, denn geschah dies zu langsam, verließ die Milch unerlaubt die Kanne und es gab Stress zuhause.  

Wenn Oma mir aus der guten Kuhmilch einen heißen Kakao aufschüttete, durfte er nicht zu lange stehen, denn dann bildete sich eine ekelige Fettschicht, die ich absolut nicht mochte.  Heute passiert das nicht mehr bei der Milch. Auch wenn sie sich heute ‘Frische Vollmilch‘ nennt, ist sie weder richtig vollfette Kuhmilch noch wirklich frisch.

 

Jeden Wochentag um die Mittagszeit kam der aIte Ingmanns mit seinem von einem Pferd gezogenen Milchwagen das Ompert hoch. Bei uns konnte er Butter und Quark verkaufen, aber Milch brauchten wir nicht. Die holten wir direkt beim Bauern.
Er war bei uns am Ende seiner Verkaufsfahrt und gönnte sich gerne noch ein oder zwei Fläschchen Bier, bevor er sich auf den Weg nach Hause machte.

Die Kühe wurden abends und morgens gemolken. Da man damals noch nicht über Kühleinrichtungen verfügte, musste die Milch schnellstens zur Molkerei geschafft werden.

Dies erledigte jeden Morgen zur gleichen Zeit Hein mit seinem Bulldog, an den zwei Anhänger angehängt waren.
In Milchkannen abgefüllt hatte die Milch bereits früh am Morgen für die Abholung durch Hein bereit zu stehen.
So um die 30 Liter fasste eine Milchkanne, und da sie mit ihrem Eigengewicht einige Kilo wog, mussten alle Bauern ihre Milchkannen vor ihrem Hof auf eine Bank stellen, die die Höhe von Heins Anhänger hatte. Somit brauchte er nur nahe an die Bank mit den Milchkannen heranzufahren, um die Kannen über die Bordwand wuchten zu können. Das ersparte ihm Kraft und ging schneller, da er nicht immer erst die Kannen hochhieven und dann zum Einordnen auf den Anhänger klettern musste.


Mein Vater arbeitete zu dieser Zeit in Dülken und musste jeden Morgen mit seinem Hercules Mofa über das Bockert dorthin fahren und spätestens um sieben Uhr da sein.
Da hieß es früh aufstehen.


Der nostalgische Wecker, mit den zwei Glocken oben drauf, wollte losrappeln, wurde jedoch mit einem schnellen Griff meiner Mutter daran gehindert.
In der wieder entstandenen Stille hörte man nur das stampfende Wummern des Lanz Einzylinders.
Hein ließ seinen Bulldog warmlaufen.
Dann wurde das Stampfen des Motors schneller und Hein fuhr von seinem Hof auf die Straße.

Nun beschleunigte der Motor, bis aus dem Stampfen ein anhaltendes, lautes Ploppern wurde. Hein warf etwas krachend den nächsten Gang ein, und der Motor verfiel wieder in ein sich erneut beschleunigendes Stampfen.
Die Anhänger waren nicht die Neuesten und alles war bereits reichlich ausgeleiert.
Die Ketten, die die Bracken spannten, hingen alle lose, und als Hein an unserem Haus verbeidonnerte, wurde das laute ploppernde Gestampfe des Motors vom Klirren der Ketten und Deichseln der durch die Schlaglöcher springenden noch leeren Anhänger begleitet.
Das Fahrgeräusch entfernte sich langsam, und meine Mutter rüttelte meinen Vater an der Schulter und rief ihm zu:
 
“Hans, Hein ist hoch zur Bötzlöh.“

Jetzt war normalerweise der Zeitpunkt des Aufstehens gekommen.
Aber so manches Mal blieben die beiden noch etwas im warmen Bett liegen, bis Hein mit seinem bollernden Bulldog erneut am Haus vorbeifuhr und bei Karsch stoppte, wobei die bereits geladenen Milchkannen aus der Bötzlöh sich scheppernd zueinander verschoben.
Hein lud bei Karsch zwei und manchmal, wenn die Kühe einen guten Tag hatten, drei Milchkannen auf.
Von Hein erneut aus dem Schlaf gerissen, wurde meinen Eltern klar,  jetzt war es höchste Zeit.
Mit den Worten: “Hein ist schon zurück“ sprang meine Mutter aus dem Bett und riss meinem Vater die Bettdecke weg, wobei sie mich dann leider entdeckte. 
Ich hatte mich nachts allein in meinem Zimmer gefürchtet und war zum Bett meines Vaters geschlichen, der mich immer bereitwillig unter seine Decke ließ.
Aber jetzt hatte meine Mutter keine Zeit, mir und meinem Vater die übliche Standpauke zu halten. Denn es war Eile angesagt, da Hein schon zurück aus der Bötzlöh war, wie bereits von meiner Mutter mit Entsetzen bemerkt.

 

Eines Morgens, Als ich bereits etwas älter war, durfte ich dann mal die Tour mit Hein fahren, um zu sehen, wo die Milch hingebracht wurde.

 

Viele unserer Nachbarn waren Bauern, und es war für mich als Kind normal, auf deren Hof oder Feld zu sein und mit ihren Tieren umzugehen. Auch als Kind konnte man gewisse Arbeiten erbringen, wozu sonst ein Erwachsener notwendig gewesen wäre.

Wenn zum Beispiel der Mist aufs Feld gefahren wurde, legte Hein den kleinsten Gang in seinem Hanomag Traktor ein, stieg auf den Mistkarren und verteilte den Mist auf dem Feld, während ich durch Lenken die Richtung beibehielt.
Nachmittags brachten wir Kinder den Kaffee und die Brote aufs Feld oder trieben die Kühe mit von der Weide zum Stall.
Ob einer von uns Knirpsen mit weit ausgebreiteten Armen dort stand oder die Bauersfrau, das war der Kuh egal. Wir versperrten ihr den Weg. Und wir lernten, welche Tiere wie und wann vor uns Respekt hatten und vor welchen wir uns in Acht nehmen sollten.
Das gab uns als Kindern auch schon eine gewisse Wichtigkeit und stärkte unser Selbstbewusstsein.

 

 Für Hein war es ein Knochenjob. Fahren, anhalten, laden, verstauen, und wieder auf den Bulldog klettern, und weiter zum nächsten Bauern.
An der Molkerei schließlich gab es ein großes Gedränge von Traktoren mit Anhängern, die Milch anlieferten, und Milchhändlern, die ihre Ware abholten.
Jeder versuchte, möglichst schnell an die Laderampe zu gelangen.
Als wir dann endlich den begehrten Platz an der Rampe zum Entladen ergattert hatten, begann Hein, die Milchkannen hintereinander auf ein eisernes Transportband zu setzen, auf dem die Kannen langsam durch eine große Kurve in die Molkerei hineinfuhren.

Am Ende des Bandes standen zwei Molkerei Männer in weißen Kitteln.
Einer notierte die Nummer der Milchkanne, der zweite nahm die Kanne, öffnete sie und schüttete die Milch in einen viereckigen Bottich.
Er rief eine Zahl, die der erste Mann neben der Kannennummer notierte und betätigte dann einen Hebel, der die Milch in ein großes Milchbassin  abfließen ließ.
“Die Milch wird gewogen und das Gewicht notiert“, erklärte mir Hein.
Einige Male entnahm der Einschütter nach Öffnen des Deckels einer Kanne etwas Milch in einer Flasche, die aussah wie eine Ölkanne, und spritzte eine dunkelblaue Flüssigkeit hinein. Das gab dann ein hübsches Strichmuster auf der Milch.
Damit konnte er feststellen, ob die Milch nicht bereits sauer war. Unsere Milch war jedoch gut, und so lud Hein alle leeren Kannen auf, während ich durch die Molkerei stromern durfte. Aus einer Maschine kam eine endlose, viereckige Wurst von Butter, die sich in einem großen Edelstahlkasten auftürmte.

Die fertigen Produkte in Flaschen, wie Milch, Kakao und Joghurt, lagerten in einer Halle. Ich ging mit Hein dorthin und durfte mir davon nehmen, soviel ich hier trinken konnte.
Mitnehmen durften wir nichts. Es war nur frei, was man sofort konsumierte.
Joghurt hatte ich noch nie probiert.
So was gab es bei uns zu Hause nicht.
Quark und Käse ja, aber Joghurt stand nicht auf dem heimischen Speiseplan.

Also versuchte ich eine Flasche Joghurt.

Er war in einer kleinen Milchflasche mit einem Stanniolkäppchen abgefüllt.

Über dem Joghurt war eine Schicht Marmelade.

Ich riss den Stannioldeckel ab und versuchte, den Joghurt aus der Flasche zu trinken.

Das Zeug wollte aber einfach nicht raus aus der Flasche. Die Marmelade verstopfte alles.

Hein erkannte, dass ich keine Ahnung vom Umgang mit dem Joghurt hatte.
Er nahm mir die Flasche ab, hielt seine Hand flach auf die Flaschenöffnung und schüttelte die Flasche kräftig durch, bis Marmelade und Joghurt eine trinkbare Konsistenz erhielten. Nun konnte ich den Fruchtjoghurt trinken.
Begeistert hat er mich nicht.

Hein kramte eine große Holzschüssel mit Deckel von seinem Anhänger und wir gingen zur Buttermaschine. Dort erhielt Hein ein langes Stück der sich endlos aus der Maschine quetschenden Butter. Die Butter wurde großzügig gewogen und die Menge notiert.
Wir verstauten die Butter wieder auf dem Anhänger fuhren die Rücktour.

 

Ich bin nur zwei oder dreimal mitgefahren.

Es war mir einfach zu früh, um Spaß dabei zu empfinden. Aber nun wusste ich, was mit unserer Milch geschah, wenn Hein sie abholte und in der Molkerei ablieferte.

 

Die Butter brachte ich dann zu Anstöß Anna. Sie hat eine kleine Menge Salz darüber geschüttet und die Butter mit Hilfe eines dicken Kochlöffels mit dem Salz verknetet.

So würde sie sich länger halten und mit Salz würde sie auch besser schmecken, machte sie mir klar.

 

Hans-Peter Hommes

 

 

Wäre schön wenn es noch gute alte Fotos vom Ompert gäbe.

Wer welche hat, bitte mir schicken.   Kontakt

 

     Viersen Helenabrunn ummer Ompert Omperter Weg omperterweg Bötzlöh

 

 

 

 

 

Karneval im Ompert.
Da wurde das Kostüm noch aus einer alten Übergardine selbst geschneidert.
Als Halstuch nahm meine Mutter ein rotes Taschentuch was mit einer Streichholzdose im Westernstil gehalten wurde.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Das neuste Hercules Mofa.
Das war für meinen beinamputierten Vater eine echte Erleichterung.
Fuhr er doch mit dem Fahrrad, was an der rechten Pedale ein zusätzliches verkürzendes Gelenk hatte, jeden Tag bis nach Dülken zur Firma Ladenbau Linssen wo er damals arbeitete.

 

 

Lanz Bulldog

 

Vielfach wurde in den 50er noch mit der Hand gemolken.
Da hieß es früh aufstehen, da Hein bereits ab 6 Uhr unterwegs war.

 

 

 

 

 

 

Hanomag R22

 
       



 

 

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 Hein, Milch, Bulldog

 

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