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Das Ompert in den 1950er und 1960er Jahre.


von Hans-Peter Hommes

       



 

 

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 Omperter

Erinnerungen

Die 50er + 60er Jahre

 

 

- 1 -
Omperter
Erinnerungen 
Kuleopa, Sandgrube, Bier

 
- 2  -
Omperter Erinnerungen 
 Hein, Milch, Bulldog

 

- 3 -
Omperter
Erinnerungen 
 Nach- Kriegszeit, Bombe

 

-4-
 Als Kriegsflüchtling  Erinnerungen

aus Klenz ins Ompert 

-5-
  Die Eisenbahn im Ummer Erinnerungen

 

   



Das Ompert 2020

mit etwas Heimatkunde

   
                 

                          
Erinnerungen an die 1950er + 60er Jahre
von Hans-Peter Hommes

So manche der Erinnerungen sind sicher unter der kindlichen Sichtweise entstellt, verändert
oder nur  bruchteilhaft ohne wirkliches Erkennen des damaligen Gesamten verblieben.
Manches ist auch nur als Hörensagen erhalten geblieben wie:
Der Bauer Beuters, ein Bauernhof der als einziger komplett abgerissen wurde, schaltet abends die Straßenbeleuchtung an.
Ob es wirklich so war, dass weiß ich nicht. Aber im Ompert sagten viele, wenn die Lampen angingen, heute ist der Beuters aber früh oder spät dran.
Die Straßenlampen waren an jedem zweiten Strommasten, die aus Rundholz waren, montiert. Die Stromleitung war damals noch oberirdisch verlegt und irgendwann haben ein paar böse Buben mit der Splick (Schleuder/Zwille) einen dieser Porzellanisolatoren zerschossen und die Leitung 
hing frei am Mast.
Es musste ein Elektriker von den Stadtwerken kommen, der Strom wurde abgeschaltet,
er stieg mit Steigeisen den Mast hoch und ersetzte den Isolator und befestigte das Kabel neu.

Das gab dann eine Menge Ärger und ein paar Tage Hausarrest. Ab da war das Schießen auf die schönen weißen Porzellanisolatoren tabu. Aber es gab ja noch die vielen Spatzen,
welche aber nicht zu treffen waren, da diese sich recht flink bewegten.

Der Omperter Weg war zu der Zeit noch nicht asphaltiert sondern bestanden aus einem festgewalztem Schotter-Sandgemischt. Allerdings gab es auch viele Schlaglöcher, die dann hin und wieder mit Asphalt aufgefüllt wurden.
Auf dem Omperter Weg waren die irgendwann in Mode gekommenen Rollschuhe nicht zu gebrauchen.
Da wir auch noch keinen Kanal hatten für das Abwasser, lief alles in die Bäck.
Das waren die Straßengräben rechts und links der Straße, die heute noch für das Oberflächenwasser teilweise benutzt werden.
Jährlich kamen die Bäckmänner, mähten das Gras und schaufelten den sich auf den Grund
der Straßengräben angesammelten Schlamm aus den Gräben.
Im Übrigen gilt auch heute noch eine Seite (die Seite wechselt am Kreuz) in der offiziellen
Version als Straßengraben und die andere als Gewässer. Für die Überbrückung eines
Gewässers ist eine jährliche Gebühr zu zahlen. Wer auf der falschen Seite wohnt, muss zahlen.

Bleiben wir bei der damals einfach gestalteten Entsorgung.
Der Müll. Hier muss man zuerst wissen, dass das Müllaufkommen bei weitem nicht so groß
war wie heute. Dies war durch zwei Umstände bedingt. Erstens gab es nicht so viele
Verpackungen und zweitens hatten fast alle noch eine Feuerstelle, auf der gekocht und mit
welcher auch geheizt wurde. Hier wurde dann der meiste Abfall verbrannt.
Das, was übrigblieb, war die Asche, die man im Winter gut zum Streuen verwenden konnte
und ein wenig Restmüll der sich schlecht verbrennen ließ.

In einem Eiseneimer hatte ich die Asche und den Restmüll am Samstag dann zur kleinen Müllkippe zu bringen. Das war eine kleine dreieckige Fläche am Kreuz hoch, die rechts vor dem folgenden Hohlweg lag.
Dies war ein Lappen Land, auf den niemand Anspruch erhob, und der sich seit Generationen
so zur Oberomperter Müllkippe entwickelt hatte.
Wenn die Polsterei Neikes am Lützenberg zu viel Späne produzierte, die sie nicht selbst
verheizen oder an die älteren Damen Gieraths und Anstöß lieferte, die damit im Winter heizten, dann fanden wir Kinder einen riesigen Berg von Spänen über den Müll geschüttet und
irgendwann brannte das alles und so hielt sich die Größe der kleinen Müllkippe in einem
nicht so störenden Rahmen. 
Im Übrigen stellte ich vor einiger Zeit fest, dass die Kleine Müllkippe auch heute noch zur Ablagerung von Gartenabfällen dient.
Vielleicht eine der wenigen Traditionen, die noch erhalten sind.

Das Heizen mit Spänen in einem normalen Ofen, zumeist ein Dinsig Ofen, musste man beherrschen. Oft wenn ich bei Gieraths war und Tante Anna oder Trautschen öffneten oben
den Ofen, gaben dann eine dicke Schaufel Späne in das Feuer, was durch das zuviel erstickt
wurde, dann entzündeten die Späne sich nicht direkt. Erst nach einigen Minuten gab es eine kleine Explosion im Ofen, die Ofenring sprangen etwas hoch, weißer Qualm trat aus und dann hört man das Feuer frei brennen.
Die beiden alten Tanten kannten das, ich aber war jedes Mal beeindruckt.
Wir Kinder nannten alle Erwachsenen beim Vornamen mit dem Zusatz Onkel oder Tante.

Ich war so um die 12 Jahre als ich mit Karsch Hein Heu machte und ich ihn wie gewohnt mit
Onkel Hein ansprach, da meinte er:“ Hans-Peter, du bist jetzt groß und ich heiß ab jetzt Hein
für dich wie für alle Erwachsenen“. Ich glaube an dem Tag bin ich um fünf Zentimeter
gewachsen.
Ab da hab ich alle erwachsenen Onkel und Tanten mit Vornamen angesprochen und keiner
von ihnen hat mich berichtigt. Ich war ja schließlich groß und gehört zu den Erwachsenen.
Im Übrigen, finde ich, hatte man als Kind in der bäuerlichen Gesellschaft im Ompert einen
anderen Stellenwert. Wir wurden als Kind früher akzeptiert. Sei es weil wir bereits mit 10-12 Jahren auf dem Feld oder beim Eintreiben der Kühe halfen; den Traktor lenkten während die Männer den Mist abwarfen oder Rüben aufluden. Den Kaffee am Nachmittag zu den
Feldarbeitern auf das Feld brachten.
Als Kind wurde ich nie dazu genötigt zu arbeiten, aber freiwillig zu helfen gab auch eine
gewisse Wichtigkeit.

Es gab und gibt noch einige sich erhaltende Traditionen.
Das Nabern wie die Alten es nennen.
Dies betraf besonders im Todesfall die Übernahme von Aufgaben.
Dazu gehörte die Bekanntgabe eines Todesfalles, der Aufruf und die Verkündung der
Gebetzeit am Kreuz, die Hilfe beim Aufbahren der Leiche, wer die Sargträger zu stellen hatte
usw…
Ich kann mich noch daran erinnern, dass „Drücke Tant“ in unserem Haus aufgebahrt wurden
und von dort spätestens am dritten Tag das Begräbnis stattfand. An der Tür war ein großer schwarzer Trauerflor angebracht, damit auch jeder Fremde direkt erkannte, dass er ein
Trauerhaus betrat.
Das Nabern hatte kein für mich erkennbares System. Da naberten Familien miteinander, die
nicht direkt als Nachbarn zusammen wohnten. Es war wohl eine sich über mehrere
Generationen entwickelnde Hilfsgemeinschaft, die nicht immer die direkten Nachbarn betraf
und sich vielleicht auch durch frühere Streitigkeiten gebildet hatte. Wer mit wem?
Dass wussten nur die Alten und selbst meine Mutter, die heute 93 ist, hat es nie verstanden,
wie das wirklich geregelt war.
Die hier beschriebenen Nachbarschafts-Gebilde betraf nur das mir bekannte Oberompert vom Lützenberg bis zu Sauren. Wie es in der Bötzlöh oder um die Neuen Häuser aussah, weiß ich
nicht.

Die Zeitung.
Ja, sie hatte eine wichtige Bedeutung. Es gab die beiden katholischen konservativen Zeitungen die Rheinische Post und die Kirchenzeitung, die in keinem guten Haushalt fehlen durfte.

Die RP wurde vom Zeitungsmann jeden Morgen in aller Frühe ausgetragen. Fast jeder bekam
sie. Bei uns legte der Zeitungsmann nicht nur eine Zeitung ab, sondern direkt fünf oder sechs.
Eine war für uns und die anderen waren für die Bötzlöh. Dort fuhr er nicht mit dem Rad hin, sondern wir erhielten diese und irgendwann klingelte irgendjemand aus der Bötzlöh und
holte die Zeitungen ab, um sie dort zu verteilen. Zumeist waren es die Paulusen Kinder. Sie
waren an die acht in der Familie und so war eine dauerhafte Anlieferung gesichert.
Einmal im Monat wurde ich dann losgeschickt um das Zeitungsgeld einzukassieren.
So kam ich zu allen Häusern in der Bötzlöh und sammelte das Geld ein. Erhielt ein paar Süßigkeiten oder ein paar Groschen von den Bezieher und eine Mark vom Zeitungsmann,
dem ich die Arbeit abnahm.

Die Zeitung hatte mehrere Aufgaben. Sie informierte über das Neuste aus der Welt, überbrachten amtliche Mitteilungen, diente dann als Verpackung, als Feueranzünder oder zur Hygiene.
Fangen wir bei der Verpackung an.
Die Eier wurden zu fünf oder sechs in die Zeitungsseite eingewickelt und so transportiert.
Zum Feueranzünden im Ofen war eine zerknüllte Seite der RP unter das kleine Holz geschoben prima geeignet, um das Feuer leicht zu entzünden.

Nach dem Rupfen eines geschlachteten Huhnes wurde eine zerknüllte Zeitung angesteckt und die restlichen Federenden abgeflämmt.

Die RP konnte auch in vier Teile zerrissen werden und auf einem Nagel auf dem Plumpsklo
landen.
Das Plumsklo, ein dunkler Ort. Nie mit Licht. Bei den Bauern zumeist irgendwo direkt am Mist, hinter den Kühen oder am Schweinestall.
Ich kannte und fürchtete sie alle. Diese dunklen großen Ausschnitte in einer Holzplatte.
Als Kind war immer die Angst da, in dieses riesige Loch hineinzufallen und zu verschwinden.
Die Kirchenzeitung fand ich allerdings dort nie. Ob aus Gottesfurcht oder weil das Papier zu
glatt war, weiß ich nicht.

Der Omperter Weg war nie nur eine reine Wohngegend.
Es war ein Weg an dem früher hauptsächlich Bauernhöfe standen.
Mal größere aber oft kleinere, die heute nur noch schwer als ehemalige Bauernhöfe zu
erkennen sind. Es waren bis zur Kaiserzeit oder Industrialisierung zumeist einfache Fachwerkhäuser. Auch bis in die 60er Jahre waren noch viele große und kleine Häuser
teilweise in Fachwerk.
Richtig große Backsteingebäude entstanden zu Kaisers Zeiten.
Von 1890 bis 1914 verdienten die Bauern gutes Geld, da die Industriearbeiter in der Lage
waren Nahrung zu kaufen. Viele wirklich große Bauerhöfe wurden errichtet und oft findet
man den Nachweis des Baujahrs über dem Torbogen.

 Die „Neuen Häuser“ im unteren Ompert waren dann wohl die erste Ausnahme in der
Omperter Bebauung mit reinen Wohnhäusern.
Auch das Haus 100, wo ich groß geworden bin, war ein früherer Bauernhof und größtenteils in Fachwerk, bis auf den östlichen Giebel der durch eine Bombe 1940 beschädigt und in Stein auf auf Kosten des Staates sofort erneuert wurde.

 

Alle diese Häuser wurden in den 70er und 80er Jahren von Grund auf renoviert oder erneuert.

Links Mitte:
Rückansicht Haus 102 Hommes

Dahinter links:
Bauernhof Breuer
heute Michiels-Corsten
Das Gebäude mit der früheren Tordurchfahrt und die Scheune  wurden abgerissen.

Rechts im Hintergrund:
Bauernhof Karsch heute WeidenfeldKarsch

Und der Strom wurde noch über Masten zu den Häusern geführt.


 

Das heutige Wohnhaus hinter dem Kreuz war die Scheune.
Es gab eine Menge Betriebe und Geschäfte die auf dem Ompert oder von dort betrieben
wurden.
Der Schuster Derix, wo ich alle zwei Wochen hin musste, um Schuhe zu holen oder zu bringen.
Die Modellschreinerei, die Modelle für Gussteile herstellte.
Der Kaufladen von Frau Ingmanns. Ihr Mann war der Milchmann fürs Ompert, der noch mit
einem Pferdewägelchen die Milch ausfuhr.
Die Kleiderfabrik van Hoff, die etliche Arbeitsplätze schuf, bis dann das Nähen von Kleidung
in Deutschland zu teuer wurde.
Sand- und Fuhrbetrieb Matthiesen Franz, der die Sandgrube oben bei uns am Kreuz hoch
betrieb und zeitweise einen für uns gewaltig großen LKW, einen Krupp Titan mit drei Achs-Anhänger, für sein Fuhrgeschäft besaß.
Die Autoelektrik Werkstatt Jäger, Dickhoff auch Sand und Kies, dann auf dem Lützenberg
war die Polsterei Neikes, welche Polstermöbel in kleiner Serie fertigte, und der
Reparaturschreiner
Neikes.
Dann die Schreinerei meines Vaters, der mit zwei Gesellen Fenster, Türen und Innenausbau
sowie sämtliche Reparaturen und Erneuerungsarbeiten bei den Bauern ausführte.

Und natürlich jede Menge landwirtschaftliche Betriebe.
Viele der Bauernhöfe wurden anders benannt als der damalige Besitzer wirklich hieß.

Steffens war Brunen, Terwyen war Frenken, Togrund war Götzkes und Gierats war Tewei oder Anstöss. Bei einigen waren die männlichen Nachkommen, manche durch die Kriege,
ausgestorben und einheiratende Männer brachten neue Namen mit.

In den 50 und 60er Jahren hatten die meisten Bauern noch alles, was es auf einen
Bauernhof geben konnte. Das Halten von Hühner, Schweinen, Kühen und der Anbau von
Kartoffel, Getreide, Rüben war Standard.
Bei Beuters stand oft ein gewaltiger Bulle auf der Wiese mit einem Ring durch die Nase, an
dem ein Seil hing. Dort wurden die Kühe von den Bauern hingeführt und wir schauten
heimlich zu, wie der schwere Bulle die Kuh besprang.
Pferde für die Feldarbeit hatten allerdings nur die wenigsten.
Frenken Pap, der in Wirklichkeit Terwyn hieß, war noch mit seinen beiden Belgiern auf dem
Feld zugange.
Togrund besaßen ein Reitpferd, für das sie auch noch einen neuen Stall gebaut hatten. Ich
weiß nur, dass Onkel Anton mit seiner bereits gummibereiften einachsigen Kutsche meinen
Vater und mich mal zur Kirche mitgenommen hatte. Die Kutsche war durch eine Tür von
hinten zu besteigen mit seitlichen Bänken und recht komfortabel.
Das Reitpferd, ich meine es hieß Prinz, hatte sich irgendwann einmal losgerissen und
galoppierte den Ompert hoch. Als ihm dann bei Sauren ein Traktor entgegen kam, sah das
Pferd nur die Möglichkeit über den Wagen, einem Goliat, der vor der Toreinfahrt bei Sauren stand zu rennen. Vorn hoch, mit dem Huf in die Scheibe, was einen blutigen Abdruck auf dem Dach hinterließ und hinten wieder runter.

Togrund Karl war auch Jäger und hatte dafür einen Jagdhund die Bianka. Allerdings konnte
Karl Bianka öfters nicht mitnehmen, denn wenn Karl in Jagdmontur auftrat, spielte Bianka verrückt und fiel dann manchmal vor Aufregung in Ohnmacht.

Ich bin auch einige Mal als Treiber mitgegangen. Wir als Kinder bekamen dann einen Mark für den Nachmittag.  
Hier lernte ich dann, dass das weibliche Leben wichtiger war als das männliche.
Flog ein Fasan auf, dann ging der laute Ruf der Jäger Henne, Henne und keiner schoss.
Beim Ruf Hahn knallten sie von allen Seiten.

Bevor Togrund Karl und Hanni heirateten, haben sie im Obergeschoss umgebaut.
Ich half meinem Vater die alten Fußbodenbretter herauszureißen.
Unter den Brettern fanden wir dann eine flache Holzkiste mit zwei Steinschlosspistolen,
die noch sehr gut erhalten waren.

Die Geschwister Karsch hatten sich, da sie wenig Land besaßen, auf den Anbau von Gemüse konzentriert. Sie besaßen keinen Trecker dafür ein Kaltblut Pferd, den Hektor.
Mit ihm hatte ich so mein eigenes Erlebnis.
Ob jedes Jahr oder alle zwei Jahre- das weiß ich nicht mehr so genau - da kam in einem Ford Kleinbus eine Anzahl von sachverständigen Herren der Versicherung.

Wer sich jetzt fragt, wieso ich weiß, dass es ein Ford Transit war, da muss ich sagen,
dass ich das als Kind nicht wusste, aber ich sehe in meiner Erinnerung ein Bild wo dieses Auto steht, die Pferde und die Menschen. Erst viel später konnte ich den Wagentyp feststellen.


Alle Bauern vom Omperter Weg die Pferde hatten waren informiert worden und vor dem Hof
von Togrund wurde eine Begutachtung und Neu- Bewertung der versicherten Pferde abgehalten.
Ich nehme an, man wählte diesen Teil des Omperter Wegs, da er hier flach und gerade war.
Es waren so um die 10 bis 20 Pferde mit ihren Haltern dort und jedem Pferd wurde ins Maul geschaut, es wurde beklopft und dann musste der Bauer mit seinem Pferd am Zügel an den
Herren der Versicherung vorbeilaufen. Sie starteten so bei Terwyen und endeten kurz vor dem Kreuz bei Karsch mit ihrem Lauf.   
Ich war vielleicht vier oder fünf Jahre und natürlich musste ich dabei sein.
Meine Mutter verbot mir auf die Straße zu gehen und so setzte ich mich vor das halb geöffneten Hoftor von Karsch.

Hektor wurde von Karsch Hannes, den wir auch „Hannes mit de eiserne Püt“ nannten, da er so schwerfällig, schlürfend ging, vorgeführt.
Als Hannes nun den Vorführlauf machen musste, waren seine „eisernen Füsse“ viel langsamer als Hektors leichter Trab. Die Geschwindigkeit beider harmonierte nicht mehr und Hannes ließ stolpernd Hektor los.
Der wusste wo sein Stall war und der graue, schwere Hektor nahm trabend die Kurve zum Hof
 als ein Aufschrei der Leute klein Hans-Peter, der vor dem Tor auf dem Boden saß,
aufblicken ließ. Hektor rannte genau auf mich zu und setzte mit einem eleganten Sprung
über mich hinweg. Alle kamen angerannt und ich wurde befühlt und gedrückt.
Aber Hektor hatte mich locker übersprungen.
Ich soll dann gesagt haben, aber das war doch der Hektor, der ist doch lieb.

Die meisten der Bauern waren bereits motorisiert bei der Feldarbeit.
Togrund hatten zuerst nur einen alten Lanz Aulendorf und später einen neuen Fend.
Richtig hießen diese Ackerschlepper. Wir nannten sie einfach Trecker.

Frenken hatten einen Lanz Bulldog und einen Hanomag R16 oder R22.

Beuters fuhr auch einen kleinen Hanomag.

Steffes Hans , der wie mein Vater Oberschenkelamputiert war, oder wie es zu der Zeit hieß,
er hatte sein Bein im Krieg verloren, fuhr auch einen Deutz.

Die Bauern in der Bötzlöh hatten alle auch Trecker.

Zur Feldarbeit war es üblich, dass viele Hausfrauen sich ein paar Mark dazuverdienten.
In Frühjahr beim Kartoffelpflanzen, was relative einfach war. Man saß bequem auf einer Bank
und immer wenn das Abstandkreuz der modernen Pflanzmaschine klick machte, ließ man eine Pflanzkartoffel in den Schacht fallen.

Das Rüvekrue war da schon anstrengender und das machten wir Kinder oft an der Seite unserer Mütter mit. Mutter machte zwei Reihen ich eine. Pro Reihe gab es für das Rübenvereinzeln pro Stunde 50 Pfennige.
Da die Rübensamen in langen Reihen gesät wurden, mussten sie zuerst vereinzelt werden durch weghacken. Da blieben dann aber immer noch drei oder vier Pflanzen stehen.
So krochen wir also durch die Reihen und wählten die stärkste Pflanze aus und rissen mit einer kreisenden Bewegung die anderen weg.
Um vier Uhr kam dann der Kaffee aufs Feld zu uns. Eine Kanne heißer, süßer Milchkaffee.
Ob es Muckefuck oder richtiger Kaffee war weiß ich nicht mehr.
Ich durfte ihn immer mittrinken. Dazu gab es für jeden zwei Halbe doppelte Weißbrotscheiben, dick mit Butter und Marmelade geschmiert. Ich fand, dass das Auskommen zwischen den Feldarbeitern, die ja auch Nachbarn waren und den Bauern immer gut war.
Im Herbst wurde dann bei der Kartoffelernte geholfen.
Da gab es dann schon mal etwas Probleme mit den Leuten aus den Baracken. Die versuchten häufiger die erlaubte Nachlese auf den Kartoffel Feldern vorzuziehen.
Die Leute aus den Baracken, das waren die Menschen, die in dem Barackenlager lebten wo
nun die Berliner Höhe ist. Man würde es heute einen sozialen Brennpunkt nennen.

Die freiwillige Feuerwehr.
Von den Bauern war zu mindestens einer der Jungen bei der freiwilligen Feuerwehr. Das Löschfahrzeug stand in einer Garage in der Ummerstraße.
Da mein Vater je nach Auftragslage auch schon mal nach dem Abendessen arbeitete und ich ihm oft dabei helfen musste, geschah es eines Abends so nach zehn, das auf einmal Togrund Anton in voller Feuerwehrmontur, die ihm recht spack saß, bei uns die Werkstatttür aufriss und meinen Vater fragte: Hans was machst Du? Ich arbeite, sagte mein Vater. Aber die Sirene?
Nee, sagte mein Vater das ist keine Sirene, das ist meine neue Oberfräse.
Onkel Anton war nicht mehr der Jüngste, aber er war bei der Feuerwehr und deshalb war
auch auf seinem Hof die Sirene und damit er informiert werden konnte wann er diese
betätigen musste, hatten Togrund auch als erste ein Telefon.
Wenn wir telefonieren wollten konnten wir das von Togrund aus machen.
Wir zahlten 30 Pfennig für ein Stadtgespräch.

Wichtige Anrufe wurden auch von Togrund weitergeleitet. Da gab es keine Probleme.
Irgendein Kind auf der Straße bekam dann den Auftrag „Lauf mal zu Hommes und sag das
Telefon für sie ist.“
Das ging alles in freundlich nachbarschaftlicher Art.

Feuer war auch zweimal ein Problem auf dem Omperter Weg.
Einmal brannte bei Steffens die Scheune nieder. Verursacht durch zündelnde Kinder.
Beim zweiten Brand war ich mit meinem Vater aktiv beteiligt.
Bei Siemens sollte das Haupttor von einem Anstreicher neu in grün gestrichen werden.
Da aber seit Jahrzehnten nie der alte Lack entfernt worden war wollte Hänschen,
der Anstreicher, dass nun doch mal machen.
Er nahm dazu einen Gasbrenner und fing oben am Tor an den Lack abzubrennen.
Siemes Willi und Marlene waren nicht im Haus.
Da unsere Werkstatt direkt schräg gegenüber lag, sahen wir, dass es aus dem Dach über dem
Tor qualmte.
Hänschen hatte das auch bereits bemerkt und einen Wasserschlauch geholt und versuchte mit dünnen Strahl zu löschen.
Mein Vater erfasste die Situation sofort. Ließ alles liegen, rief meiner Mutter zu: “Ruf  die Feuerwehr es brennt“ und mir: „Komm die Kühe müssen raus“,
stützte sich auf meine Schulter auf und lief mit mir so schnell es sein Holzbein zuließ durch
den bereits brennenden Tordurchgang.
Hänschen löschte verzweifelt weiter, obwohl die Flammen bereits heftig  aus dem Dach schlugen.
„Die Kühe“, rief mein Vater aber Hänschen wollte oder konnte es nicht wahrhaben, dass es ernsthaft brannte.
Im Kuhstall standen alle Kühe angekettet. Meine Vater begann die Kühe zu befreien und ich öffnete das Tor zum Mist. Dann half ich ihm und wir hatten gerade so alle Kühe los und raus
als auch schon durch die Bodenlucke von oben das erste brennende Stroh herunterfiel.
Die Feuerwehr kam nach kurzer Zeit, aber da standen der Toreingang und die Scheune wie
auch der Kuhstall bereits in hellen Flammen. Sie konnte nur verhindern dass die Flammen
auf das Haupthaus überschlugen. Alles andere brannte total herunter.

                                                                                       
Es gab auch einige tödliche Berufsunfälle.

Matthiesen Erwin wurde in der Sandgrube von einem abrutschenden Sandhang verschüttet
und erstickte darin.
Der schwerfällige Karsch Hannes fiel vom Anhänger auf dem Feld so unglücklich das er sich
das Genick brach.

PS: Mein Vater hat 50 Jahre als Schreiner gearbeitet. Viele Zeit an Hobel und Fräse verbracht.
Er hatte noch alle Finger. Wer ein Bein ab hat, der passt auf jeden Finger auf, meinte er.
 

  

Wäre schön wenn es noch gute alte Fotos vom Ompert gäbe.
Wer welche hat, bitte mir schicken.
   Kontakt 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der Dinsing Ofen war der Standard in fast jeder Küche.
Wir hatten ihn noch mit einer Rundumlaufenden Handtuchhalter
Die Herde wurden seit 1898 im Rahserfeld in Viersen hergestellt.
1971 meldete die Firma Konkurs an.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


1897


1914

Hans Hommes vor seiner Schreinerei Haus 100.
Im Hintergrund der ehemalige Bauernhof Breuer.
 Heute teilweise abgerissen und durch Neubauten ersetzt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der Goliath GP 700 wurde von Borgwart in Bremen hergestellt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

       



 

 

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 Omperter

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Die 50er + 60er Jahre

 

 

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Omperter
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Kuleopa, Sandgrube, Bier

 
- 2  -
Omperter Erinnerungen 
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- 3 -
Omperter
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 Als Kriegsflüchtling  Erinnerungen

aus Klenz ins Ompert 

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  Die Eisenbahn im Ummer Erinnerungen

 

         

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